Kunstverein-Künstlerbunker Leverkusen
2010
Dr. Susanne Wedewer
Raincurtain,
2004,
Acryl auf Segeltuch, 200 x 300 cm
Acryl auf Segeltuch, 200 x 300 cm
Begrüßt worden sind sie ja schon, meine sehr geehrten Damen und Herren, nicht nur mit Worten sondern als erstes von einem Bild, dem
Selbstportrait Catharina de Rijke sofort im Eingang.
Vor dem klar in einen roten und einen blauen Teil gegliederten Hintergrund blickt sie uns entgegen, fordernd, zum Gespräch bereit – über „10 Jahre Leverkusen“. Von der für sie mittlerweile charakteristischen Verwischung der Farbe kann hier, 1999, noch keine Rede sein, vielmehr kündet dieses Werk noch von der davor liegenden Zeit, in der die gebürtige Niederländerin sehr expressiv, sehr farbig gearbeitet hat. Ihre Ausstellung im Künstlerbunker zeugt indes von einer Akzentverschiebung, von dem Prozess einer immer stärkeren Auflösung des Bildgegenstandes.
Zwei Arbeiten aus der Zeit Ende der 90er Jahre erweisen sich dabei als eine Art Bindeglied – die beiden Großformate mit den Titeln „Nice to meet you I“ and „Nice to meet you II“. Vollkommen anders als in dem Selbstportrait ist hier bereits die Bildauffassung, die Köpfe eher als abstrakte, wenn auch klar konturierte Formen behandelt, der Farbauftrag in seiner Rauheit beinahe reliefiert, haptisch, die Farbe in ihrer Intensität zurückgenommen, erdig, ja fast staubig.
Köpfe, Körper sind für Catharina de Rijke wie Gestein, wie Landschaft; beides zentrale Themenblöcke, wie in diesem Überblick leicht auszumachen ist. „Für mich“, sagt die Malerin, „gehört die Spannung dazu, mich zwischen den Themen zu bewegen“, ihren unterschiedlichen Erfordernissen zu begegnen. Daher finden sich – jeweils thematisch bestimmt - klar konturierte Formen neben Farbverläufen und –Farbüberlagerungen; plastische Farbbahnen neben lichter Farbigkeit; findet sich Champagnerkreide mit der ihr eigenen Haptik neben der selbst mit Pigment angerührten Acrylfarbe. Und dementsprechend hat Catharina de Rijke gehängt, nicht chronologisch, nicht thematisch sondern Perspektiven eröffnend und auf Dialoge setzend. So sind ihre Köpfe und Akte präsent, wenn wir uns ihren Landschaftsbildern zuwenden wie den in Marokko entstandenen oder genauer, den nach einer Reise in den Orient entstandenen. Vor Ort habe sie kapituliert, erst im Nachhinein, in der Erinnerung seien Bilder möglich geworden – als erinnerte Intensitäten, als erinnerte Erscheinungen von Farbblöcken, Farbbahnen und Farbsetzungen, manches Mal ineinander übergehend, sich überlappend, hier und da sich als Bild beinahe auflösend.
Erzählt Catharina de Rijke von erlebter Landschaft so bezeichnenderweise auch als Angabe von „da Gelb, Gelb, Braun, Weiß, wieder Gelb“ oder „Braun, Grün, Grün, Weiß, Blau“ – Landschaft ist wie auch Natur Farbe, ob im Orient oder daheim in den Niederlanden oder hier. Hin und wieder taucht Gebautes, taucht Architektonisches auf, manchmal klar erkennbar als Innenhof, manchmal auch nur erahn bar in dem von ihr dicht gewirkten Farbteppich. Denn auch hier gilt die Erscheinung als Farbe! Auf ihre erzählerische, ja bildschöpferische Kraft vertraut Catharina de Rijke. Interessant ist daher die Beibehaltung der Perspektive, die Beibehaltung des Horizontes in vielen ihrer Landschaftsbilder, wenn auch nicht immer so klar zu erkennen wie in dem Bild „Watercurtain“ von 2008, das sich vis-á-vis des Eingangs befindet: das längs sich erstreckende Grün de Parks, gespiegelt im vorbeifließenden Rhein, der vertikal fallende Regen. Weniger deutlich in einer Arbeit wie „Sonnenuntergang am Ijsselmeer“ aus dem gleichen Jahr, und doch vorhanden.
„Indem Catharina de Rijke“, so Romana Rebbelmund „den Horizont in ihrer Komposition thematisiert, weist sie der imaginären Linie eine konkrete und unverrückbare Existenz innerhalb des jeweiligen Werkes zu. Der Horizont wird Teil der Landschaft, die Landschaft hingegen bleibt imaginär und in der Abstraktion verhaftet.“ Wir können ihn daher nicht immer festmachen so wenig wie wir unseren eigenen Horizont, unsere eigene Perspektive jeweils genau zu bestimmen in der Lage sind.
Meine Damen und Herren, mit dieser Ausstellung „10 Jahre Leverkusen“ gibt Catharina de Rijke uns die Möglichkeit, dem berühmten roten Faden nachzugehen, der ihre Arbeiten bei all ihrer Unterschiedlichkeit miteinander verbindet – den Moment einer erlebten Erscheinung, ob Landschaft oder Körper, in und als Farbe zu übersetzen, ihn in seiner Intensität und Unwiederholbarkeit zu verbildlichen, seiner habhaft zu werden in der je einem Thema gewidmeten Serie – letztlich den Horizont zu erweitern, Schritt für Schritt und immer wieder aufs Neue. Dass sie als Malerin des beginnenden 21. Jahrhunderts damit anders umgeht als noch die Impressionisten versteht sich von selbst.
Vor dem klar in einen roten und einen blauen Teil gegliederten Hintergrund blickt sie uns entgegen, fordernd, zum Gespräch bereit – über „10 Jahre Leverkusen“. Von der für sie mittlerweile charakteristischen Verwischung der Farbe kann hier, 1999, noch keine Rede sein, vielmehr kündet dieses Werk noch von der davor liegenden Zeit, in der die gebürtige Niederländerin sehr expressiv, sehr farbig gearbeitet hat. Ihre Ausstellung im Künstlerbunker zeugt indes von einer Akzentverschiebung, von dem Prozess einer immer stärkeren Auflösung des Bildgegenstandes.
Zwei Arbeiten aus der Zeit Ende der 90er Jahre erweisen sich dabei als eine Art Bindeglied – die beiden Großformate mit den Titeln „Nice to meet you I“ and „Nice to meet you II“. Vollkommen anders als in dem Selbstportrait ist hier bereits die Bildauffassung, die Köpfe eher als abstrakte, wenn auch klar konturierte Formen behandelt, der Farbauftrag in seiner Rauheit beinahe reliefiert, haptisch, die Farbe in ihrer Intensität zurückgenommen, erdig, ja fast staubig.
Nice
to meet you III, 1999, Mischtechnik auf Leinwand, 150 x 200 cm
Köpfe, Körper sind für Catharina de Rijke wie Gestein, wie Landschaft; beides zentrale Themenblöcke, wie in diesem Überblick leicht auszumachen ist. „Für mich“, sagt die Malerin, „gehört die Spannung dazu, mich zwischen den Themen zu bewegen“, ihren unterschiedlichen Erfordernissen zu begegnen. Daher finden sich – jeweils thematisch bestimmt - klar konturierte Formen neben Farbverläufen und –Farbüberlagerungen; plastische Farbbahnen neben lichter Farbigkeit; findet sich Champagnerkreide mit der ihr eigenen Haptik neben der selbst mit Pigment angerührten Acrylfarbe. Und dementsprechend hat Catharina de Rijke gehängt, nicht chronologisch, nicht thematisch sondern Perspektiven eröffnend und auf Dialoge setzend. So sind ihre Köpfe und Akte präsent, wenn wir uns ihren Landschaftsbildern zuwenden wie den in Marokko entstandenen oder genauer, den nach einer Reise in den Orient entstandenen. Vor Ort habe sie kapituliert, erst im Nachhinein, in der Erinnerung seien Bilder möglich geworden – als erinnerte Intensitäten, als erinnerte Erscheinungen von Farbblöcken, Farbbahnen und Farbsetzungen, manches Mal ineinander übergehend, sich überlappend, hier und da sich als Bild beinahe auflösend.
Erzählt Catharina de Rijke von erlebter Landschaft so bezeichnenderweise auch als Angabe von „da Gelb, Gelb, Braun, Weiß, wieder Gelb“ oder „Braun, Grün, Grün, Weiß, Blau“ – Landschaft ist wie auch Natur Farbe, ob im Orient oder daheim in den Niederlanden oder hier. Hin und wieder taucht Gebautes, taucht Architektonisches auf, manchmal klar erkennbar als Innenhof, manchmal auch nur erahn bar in dem von ihr dicht gewirkten Farbteppich. Denn auch hier gilt die Erscheinung als Farbe! Auf ihre erzählerische, ja bildschöpferische Kraft vertraut Catharina de Rijke. Interessant ist daher die Beibehaltung der Perspektive, die Beibehaltung des Horizontes in vielen ihrer Landschaftsbilder, wenn auch nicht immer so klar zu erkennen wie in dem Bild „Watercurtain“ von 2008, das sich vis-á-vis des Eingangs befindet: das längs sich erstreckende Grün de Parks, gespiegelt im vorbeifließenden Rhein, der vertikal fallende Regen. Weniger deutlich in einer Arbeit wie „Sonnenuntergang am Ijsselmeer“ aus dem gleichen Jahr, und doch vorhanden.
„Indem Catharina de Rijke“, so Romana Rebbelmund „den Horizont in ihrer Komposition thematisiert, weist sie der imaginären Linie eine konkrete und unverrückbare Existenz innerhalb des jeweiligen Werkes zu. Der Horizont wird Teil der Landschaft, die Landschaft hingegen bleibt imaginär und in der Abstraktion verhaftet.“ Wir können ihn daher nicht immer festmachen so wenig wie wir unseren eigenen Horizont, unsere eigene Perspektive jeweils genau zu bestimmen in der Lage sind.
Meine Damen und Herren, mit dieser Ausstellung „10 Jahre Leverkusen“ gibt Catharina de Rijke uns die Möglichkeit, dem berühmten roten Faden nachzugehen, der ihre Arbeiten bei all ihrer Unterschiedlichkeit miteinander verbindet – den Moment einer erlebten Erscheinung, ob Landschaft oder Körper, in und als Farbe zu übersetzen, ihn in seiner Intensität und Unwiederholbarkeit zu verbildlichen, seiner habhaft zu werden in der je einem Thema gewidmeten Serie – letztlich den Horizont zu erweitern, Schritt für Schritt und immer wieder aufs Neue. Dass sie als Malerin des beginnenden 21. Jahrhunderts damit anders umgeht als noch die Impressionisten versteht sich von selbst.